Ein Blick auf die Baustelle der Vorschule in Boboyo – Eindrücke und Bilder von Madlen Ehrlich

Auf der Baustelle der Vorschule von Boboyo in Kamerun
Madlen Ehrlich, Vorstandsmitglied von ident.africa e.V., flog im Dezember 2013 für eine Woche nach Boboyo, dem Ort im Norden Kameruns, in dem sich der Kölner Verein seit 2004 ehrenamtlich engagiert. Dabei hatte sie die Gelegenheit an mehreren Tagen einen Blick auf die Baustelle der neuen Vorschule zu werfen. Ihre Eindrücke hat sie für ident.africa, die Teilnehmer des Vorschulprojektes und die Förderer des Vereins zusammengefasst:

Schon vor meiner Abreise war ich total begeistert: deutsche Studenten erklären sich bereit, in mehreren Gruppen nach Kamerun zu fliegen, um gemeinsam mit Bauarbeitern aus Boboyo (und Umgebung) die neue Vorschule aufzubauen. Von November bis März haben bzw. werden also 6 Gruppen á 6-9 Studenten für einige Wochen freiwillig und zum großen Teil auf eigene Kosten an diesem Projekt mitwirken. Diese Studenten musste ich einfach kennen lernen.
Ich hatte das große Glück auf Studenten zu treffen, die bereits 6 Wochen in Boboyo verbracht haben, und Studenten die während meines Aufenthaltes neu eingetroffen sind. Dieser Mix aus Begeisterung für das was man geschaffen hat und aus Neugier auf das was einen erwarten wird, war unglaublich.

Die ersten Steine für die Außenmauer

Die ersten Steine für die Außenmauer

Die Zusammenarbeit der Studenten mit den lokalen Bauarbeitern hat aus meiner Sicht sehr gut funktioniert. Beide Seiten haben sich aufeinander eingelassen und voneinander gelernt. Auch wenn (wie ich) nicht jeder perfekt Französisch sprach, stellte die Sprache eigentlich keine Barriere da. Die Verständigung hat einfach geklappt – in erster Linie sicherlich durch die gegenseitige Wertschätzung.

Ich muss aber gestehen, am meisten überrascht hat mich die eiserne Disziplin der Studenten: Morgens gegen 6:00 Uhr das Treffen bei „Mama Marie“, die Tee und Kaffee vorbereitet hat. Kurz danach ging es direkt auf die Baustelle, denn ab 07:00 Uhr sind auch die Bauarbeiter eingetroffen. Ausgenommen von der Frühstückspause um 10:00 Uhr und dem Mittagessen gegen 14:00 Uhr wurde von Montag bis Samstag durchgehend gearbeitet bis es dunkel wurde (oder sogar darüber hinaus). Diese Arbeitsmoral hat mich total umgehauen.

Bei meiner Ankunft hatten die ersten beiden Gruppen in ca. 12 Wochen bereits das Fundament für alle drei Pavillions und die Bodenplatte eines Pavillion fertig gestellt. Mit dem Bau der Wände auf der ersten Bodenplatte hatte man gerade begonnen. Unwissende Beobachter wären vermutlich vom Anblick ein wenig enttäuscht gewesen. Wenn man jedoch sieht, dass alles mit einfachen Mitteln und ohne Maschinen (Strom gibt es nicht) gemacht wird, dann kann man nur großen Respekt vor der Leistung haben.

Manuelle Herstellung der Steine

Manuelle Herstellung der Steine

Die Umstände, unter denen in Kamerun gebaut wird, waren für mich neu. Das dringend benötigte Baumaterial ist leider nicht immer verfügbar und wird deshalb in mehreren Teillieferungen auf die Baustelle gebracht. Wenn es nicht kommt, kann nicht gearbeitet werden. Vieles, was in Deutschland bereits fertig auf die Baustelle geliefert wird, muss in Kamerun direkt vor Ort erst manuell hergestellt werden, wie beispielsweise die Steine für die Wände oder die Betonstahlmatten (die nicht verschweißt sondern mit Draht zusammengebunden werden). Also bereits sehr viel Aufwand, bevor überhaupt gebaut wird. Das gleiche gilt auch für das Werkzeug: es ist schwer zu bekommen, wurde teilweise aus Deutschland mitgebracht oder eben selbst hergestellt, wie bspw. das Sieb für die Tonerde und den Bausand.

Diese Umstände führen immer mal wieder zu Verzögerungen auf der Baustelle. Mitunter frustrierend, aber es lässt sich niemand unterkriegen. Um so mehr freut es mich natürlich, dass sich neben den ursprünglich geplanten 3 Studentengruppen der RWTH Aachen noch 2 Gruppen aus Oldenburg bereit erklärt haben, an diesem Projekt mitzuwirken. Sie werden nun die verbleibenden Wände errichten und das Dach bauen.

Ein großes Lob gilt natürlich auch den Bauarbeitern. Besonders jene, die direkt aus Boboyo stammen, freuten sich, dass ihre jüngsten Kinder ab diesem Jahr tagsüber betreut werden und sie maßgeblich an der Realisierung beteiligt sind. Sie waren alle sehr aufgeschlossen und haben jede neue Studentengruppe herzlich aufgenommen. Trotz schwerer Arbeit kam deshalb auch der Spaß auf der Baustelle auch nicht zu kurz.

Das war eine wirklich tolle Woche für mich. Ich möchte es mir deshalb nicht nehmen lassen, mich folgend bei einigen zu bedanken. Bei den Bauarbeitern und den Studenten für ihre Energie und ihren Einsatz beim Bau der Vorschule. Bei Mama Marie, die mich in ihrem Haus aufgenommen hat und nicht nur mich, sondern von November bis März die Studenten 3 Mal am Tag mit wirklich leckerem Essen versorgt und all das organisiert, was gerade dringend gebraucht wird. Bei den Mitgliedern von CODEBO, die den Studenten einen Dach über den Kopf bieten, bei der Beschaffung des Baumaterials helfen, und den Besuch von Frau Coly organisiert haben. Beim Lamido von Boboyo, der Frau Coly, mich und weitere Gäste in seinem Hause empfangen und verköstigt hat. Und nicht zu vergessen: bei den Frauen von Boboyo, für die herzliche und stimmungsgeladene Begrüßung, als auch die ausgelassene „After-Show-Party“ bei Mama Marie.

Da kann ich eigentlich nur noch eins sagen: Ich komme wieder!

Während meines Aufenthaltes habe ich natürlich auch einige Bilder von der Baustelle gemacht. Diese können in der folgenden Slideshow oder auf unserer Google Plus Seite angeschaut werden.


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